Die Patientenerfahrungen

Obwohl Patienten eine medizinische Behandlung im wahrsten Sinn am eigenen Leib zu spüren bekommen, wird es ihnen in der Regel schwerfallen, deren Qualität einzuschätzen. Um zu beurteilen, ob ein Eingriff entsprechend dem aktuellen Stand der Wissenschaft erfolgte oder welche Alternativen zur Verfügung stehen, benötigt man vertiefte medizinische Kenntnisse. Kenntnisse, über die Patienten nicht verfügen. Trotzdem sind die Erfahrungen von Patienten ein weiteres, wichtiges Bauteil für die Beurteilung von Ärzten.

„Wir befragen Selbsthilfegruppen“

MINQ wendet sich regelmäßig direkt an aktive Selbsthilfegruppen und Patientenverbände. Diese verfügen aufgrund jahrelanger persönlicher Erfahrungen ihrer eigenen Mitglieder oft über teilweise exzellente Insiderkenntnisse darüber, welcher Arzt sich auf welche Behandlung spezialisiert hat. In vielen Fällen arbeiten Selbsthilfegruppen auch mit engagierten Ärzten zusammen und laden diese zu Informationsgesprächen und Vorträgen ein. Teilweise führen Selbsthilfegruppen eigene Listen mit Ärzten, die sie empfehlen. Mit einer geringeren methodischen Gewichtung honoriert MINQ die Zusammenarbeit von Ärzten mit Selbsthilfegruppen. Diese Patientenbewertungen dienen als zusätzliches Indiz für die ausgezeichnete Arbeit eines Arztes und seiner Einrichtung. 

Warum wertet MINQ nicht die Patientenurteile der Online-Portale aus?

Das Internet ist voll mit Portalen, die Patientenbewertungen veröffentlichen. Auf den ersten Blick ist es naheliegend, diese Portale als eine weitere Recherchequelle zur Ermittlung von spezialisierten Ärzten zu nutzen. Jedoch sind bei näherer Betrachtung diese Bewertungen aus mehreren Gründen nicht oder nur begrenzt aussagekräftig. 

Im Rahmen einer Behandlung können Patient:innen die Wartezeit, den Ablauf einer Behandlung, das Einfühlungsvermögen etc. aus ihrer Sicht beurteilen. Eine Aussage seitens der Patient:innen über fachgerechte medizinische Behandlung ist in aller Regel nicht möglich. Dies bestätigte unter anderem auch die Sprecherin von Jameda, Kathrin Kirchler in einem Interview der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeine: ” Und natürlich können die wenigsten Patienten beurteilen, ob der Arzt die wirklich beste Therapieentscheidung getroffen hat. Was ein Patient aber durchaus beurteilen kann, ist, ob der Arzt ihm zugehört hat, ihn ernst genommen hat, sich Zeit genommen hat, sprich, ob sich der Patient in der Praxis in guten Händen gefühlt hat.“

Ein Patient kann zwar beurteilen, ob ein Arzt eine schlechte Sprechstundenorganisation hat, ob er allerdings fachlich qualifiziert ist, wird er als Laie nur schwer bewerten können.

Dr. Stefan Pollmächer, Sprecher des nordhessischen Ärzte-netzwerks Doxs im Interview mit HNA

Ist es möglich, Ärztinnen und Ärzte nur aufgrund von positiven Patientenerfahrungen für eine Liste auszuwählen?

Die Patientenerfahrungen eignen sich aus der Sicht von MINQ aus den oben genannten Gründen nicht als ausreichende Quelle, um die medizinische Qualität eines Arztes valide zu bewerten. Die Quelle „Online-Portale“ betrachtet MINQ deshalb mit Skepsis und verwirft sie als alleiniges Merkmal, um in einer Liste aufgenommen  zu werden. 

Die Wochenzeitung “Die ZEIT” wertete den Notenschnitt von 3.770 Ärzten aus. Demnach erhalten stolze 95 Prozent der Ärzte mit kostenpflichtigem Premium-Profil die Note 1, bei den nicht zahlenden Kollegen sind es  nur 77 Prozent. 

Den Faktor „Patientenurteil“ als alleiniges Merkmal für die Aufnahme in eine Ärzteliste zu nehmen, scheitert aus Sicht von MINQ schon allein daran, dass es dann einen Anspruch der sehr vielen Ärzte mit guten bis sehr guten Patientenbewertungen geben würde, in eine Ärzteliste aufgenommen zu werden. Aus Sicht von MINQ könnte deshalb eine Vielzahl von Ärzten, die sehr gute Patientenbewertungen haben, aber trotzdem nicht  in einer Liste der Wettbewerber aufgeführt sind, berechtigterweise dessen Recherchen in Gänze in Frage stellen. 

Die in der Regel recht allgemein gehaltenen Patientenbeurteilungen ohne Angaben einer Diagnose und der Art der Behandlung sind zudem einer spezifischen Indikation (Ärzteliste) kaum sauber zuzuordnen.

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