Die Methodik der Klinikliste
So entsteht der große unabhängige Krankenhausvergleich
MINQ erstellt einmal im Jahr umfangreiche Kliniklisten. Sie unterstützen Patienten bei ihrer Suche nach dem richtigen Behandlungsort. Sie sind auch für Angehörige und einweisende Ärzte eine wichtige Orientierungshilfe.
Die Herausforderung
Welche Krankenhäuser in Deutschland verfügen über eine hohe Expertise? Wo praktizieren die Spezialisten für bestimmte Erkrankungen? Welche Besonderheiten lassen sich für die ausgewählten Kliniken ermitteln?
Spitzenmedizin und Versorgungsqualität
Umfassende Analysen der Qualitätsberichterstattung der Krankenhäuser und ergänzende Fragebogeninstrumente schaffen Klarheit und Transparenz für Patienten. Das Thema der Patientenorientierung und Patientensicherheit nimmt bei den Auswertungen einen besonderen Stellenwert ein.
behandelte Patienten
Krankenhäuser in Deutschland
ausgezeichnete Krankenhäuser
untersuchte Fachbereiche
Recherchemethodik
Trotz der durch COVID19 erschwerten Bedingungen in den Krankenhäusern zeigte sich für die diesjährigen MINQ-Recherchen zur Klinikliste eine enorme Mitmachbereitschaft. Um den Ablauf innerhalb der Kliniken möglichst wenig zu stören, entschloss sich das Rechercheinstitut im März dieses Jahres, im Rahmen der Kontaktierung der Einrichtungen anders als in der Vergangenheit vorzugehen.
Recherche 2022 - mehrdimensionaler Ansatz
Betrachtung von Leistungsmerkmalen aus unterschiedlichen Perspektiven
MINQ verfolgt bei seinen Untersuchungen einen mehrdimensionalen Ansatz; das bedeutet, dass MINQ einzelne Aspekte für die Krankenhäuser und Kliniken/Fachabteilungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersucht. Aussagen zur Qualität sind nur schwer zu treffen, aber die Analyse von Leistungsumfang, spezifischen Leistungsangeboten wie medizinisch-pflegerischen Leistungen und Services von Krankenhaus oder Fachabteilung sind möglich.
Aspekte, die (noch) nicht in den Qualitätsberichten erfasst sind, fragt MINQ direkt bei den Kliniken ab. Die Auswertung der verschiedenen Blickwinkel (z.B. Reputation, Häufigkeit bestimmter Prozeduren, Personalquotienten etc.) ermöglicht es, Kliniken unter unterschiedlichen Aspekten zu beurteilen. Die Zusammenführung aller Aspekte ermöglicht einen abschließenden Gesamteindruck zur Klinik, der in den Listen zusammengefasst wird.
Welche Fachbereiche gibt es?
Klinikliste | Bezeichnung Fachbereich |
---|---|
L01 | Risikogeburten und Pränataldiagnostik |
L02 | Interventionelle Kardiologie |
L03 | Herz- und Kinderherzchirurgie |
L04 | Lungenkrebs |
L05 | Tumore des Verdauungstraktes / Magen-Darm |
L06 | Gynäkologische Tumore und Brustkrebs |
L07 | Urologische Tumore / Prostatakrebs |
L08 | Hüfte - Endoprothetik |
L08 | Knie - Endoprothetik |
L09 | Parkinson |
L10 | Alzheimer / Demenz |
L11 | Multiple Sklerose |
L12 | Depressionen und bipolare Störungen |
L13 | Angststörungen |
L15 | Strahlentherapie |
L16 | Diabetes |
L17 | Gefäßchirurgie |
L18 | Hirntumoren |
L19 | Akutgeriatrie |
L20 | Wirbelsäulenchirurgie |
L21 | Unfallchirurgie |
L22 | Leukämie |
L24 | Dermatologie |
L25 | Hautkrebs |
L26 | Hernienchirurgie |
L27 | Plastische-Rekonstruktive Chirurgie/ Verbrennungschirurgie |
L28 | Schlaganfall |
L29 | Kinderchirurgie |
L30 | Gynäkologische Beckentumoren |
L31 | Gynäkologische Chirurgie |
L32 | Schilddrüsen-Operationen |
L33 | Adipositas-Kliniken |
L34 | Fußchirurgie |
L35 | Handchirurgie |
L36 | Kniechirurgie |
L37 | Schulterchirurgie |
L39 | Psychosomatik |
L40 | Zahnkliniken |
L42 | Psychosomatik |
L45 | Hals-Nasen-Ohren |
L46 | Augenerkrankungen |
L47 | Rhythmologie |
Wie werden die Klinikpools zusammengestellt?
Erfassen des Angebots
Die Ausgangsmenge für die Recherchen – alle Krankenhäuser mit ihren Fachabteilungen, die im Krankenhausplan der Bundesländer registriert sind oder über Versorgungsverträge mit Krankenkassen verfügen – bleibt weiterhin bestehen. Nicht berücksichtigt werden Kliniken, die ausschließlich Selbstzahler und Privatversicherte behandeln. Vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erhält MINQ alle Qualitätsberichte (nach § 137 SGB V) der Krankenhäuser in Deutschland in maschinenlesbarer Form. Damit ist gewährleistet, dass sämtliche zugelassenen Krankenhäuser Deutschlands in der MINQ-Datenbank aufgeführt sind.
Erstellung eines Pools
Um den Kreis der zu untersuchenden Kliniken einzugrenzen, wurden für jeden der untersuchten Bereiche Klinik-Pools gebildet. Eine Klinik gelangte in den Pool, wenn sie mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllte:
- Kliniken, bei denen besonders häufig Diagnosen (ICD) /Behandlungen (OPS) in den oben recherchierten Bereichen auftreten. Herangezogen wurden jeweils Kliniken, die durchschnittliche oder überdurchschnittlich hohe Zahlen aufwiesen. Datengrundlage waren die Qualitätsberichte der Kliniken.
- Kliniken mit bereits in früheren Recherchen empfohlenen Ärzten
- Kliniken, die in den laufenden Recherchen von Experten oder Einweisern besonders empfohlen wurden
- Zertifizierte Zentren (z. B. Brust-, Lungen-, Darm-, Haut oder Prostatakrebs)
Im Gesamt-Pool 2022 waren 1666 Krankenhäuser mit insgesamt 6786 Kliniken bzw. Fachabteilungen.
Was ist eine Reputationsrecherche?
Die Reputationsrecherche umfasste folgende Einzelrecherchen:
- Reputationsrecherche „Ausgewählte Experten“: MINQ führte mit zahlreichen ausgewiesenen Experten ausführliche telefonische Interviews. Die Gesprächspartner konnten zunächst Ärzte/Kliniken frei empfehlen. Im weiteren Verlauf des Interviews baten die Redakteure die Ärzte gezielt um ihre Meinung zu einer Reihe von Ärzten/Kliniken. Nur bei überdurchschnittlichen Empfehlungen kam eine Klinik in die engere Auswahl für die Klinikliste. Die Interviews erfolgten kontinuierlich im Jahr 2019 und 2020 im Rahmen der Ärztelisten-Recherchen.
- Befragung der Krankenhäuser: Die Befragten konnten ihrerseits Empfehlungen über andere Häuser bzw. Abteilungen abgeben.
- Befragung von niedergelassenen Fachärzte und Hausärzten: MINQ befragte schriftlich ca. 11.000 einweisende Ärzte, welche Klinik sie aus ihrem jeweiligen Fachbereich empfehlen können. Befragt wurden sowohl Haus- als auch Fachärzte.
Außerdem gaben die niedergelassenen Ärzte Einschätzungen über die fachliche Kompetenz der Klinikärzte, das Leistungsangebot und die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten einer Klinik ab. Ferner wurden sie gebeten, die Erfahrung ihrer Patienten mit einer Klinik hinsichtlich der ärztlichen und pflegerischen Versorgung zu schildern. Die Ärzte konnten bis zu fünf Kliniken in folgenden Kategorien benoten:- Informationsweitergabe und Übergabeprozeduren
- Medizinische Qualität (u. a. Diagnose- und Therapiemöglichkeiten einer Klinik)
- die Erfahrungen ihrer Patienten mit einer Klinik hinsichtlich der ärztlichen und pflegerischen Versorgung
- Gesamteindruck der Einrichtung
- Auswertung Reputationspool 2021/22: Für die Ermittlung der Gesamt-Reputation wurden vorhandene Interviews aus den Erhebungen des letzten Jahres ausgewertet.
Warum werden Zertifikate ausgewertet?
Auswertung von Zertifikaten medizinischer Fachgesellschaften
Ein Zertifikat ist ein guter Nachweis für Qualität innerhalb eines Krankenhauses.
Für jede Liste untersuchte MINQ, welche Zertifikate passen zu der entsprechenden Indikation. Die Anforderungen, um ein Zertifikat zu erwerben, sind jedoch höchst unterschiedlich.
MINQ wertet dann nur Zertifikate aus, die aufgrund strenger Voraussetzungen auf medizinische Qualität schließen lassen.
Insgesamt berücksichtigt MINQ 90 Zertifikate.
Wer bekommt einen Fragebogen?
Klinik- und Krankenhausbefragung an COVID-Bedingungen angepasst
MINQ befragte die Qualitätsmanager, Pflegeleitungen und die jeweiligen Chefärzte der Fachabteilungen.
Die jeweiligen Ansprechpartner konnten in den Fragebögen spezifische Angaben zu ihrem Bereich machen.
Bei der Befragung der Fachabteilungen (Chefärzten) berücksichtigte MINQ die immer noch anhaltenden COVID-Bedingungen in den Krankenhäusern.
Die Analyse des Leistungsgeschehens während des Lockdowns der Covid-19 Pandemie hat gezeigt, dass die Fallzahlen zum Teil stark zurückgegangen sind. Dieser Corona-Effekt zeigt sich in fast allen Indikatoren. Deswegen verzichtete MINQ bei der Befragung, insbesondere auf die aktuellen Fallzahlen aus dem Vorjahr.
Welche Informationen stammen aus den gesetzlichen Qualitätsberichten?
Auswertung der Strukturierten Qualitätsberichte gem. §137 SGB
Die Angaben der Kliniken aus den strukturierten Qualitätsberichten gem. §137 SGB wurden in verschiedenen Teilbereichen ausgewertet:
- Personal
- Versorgungsschwerpunkte der Fachabteilung
- Ärztliche Fachexpertise
- Pflegerische Fachexpertise
- Medizinisch-pflegerische Schwerpunkte
- Beteiligung bzw. Zertifizierung „Aktion Saubere Hände“
- Berücksichtigung von Ergebnissen der medizinischen Behandlungen aus der externen stationären Qualitätssicherung nach §137a SGB V (sog. Qualitätsindikatoren, C1 Daten)
Bei den Angaben zur externen Qualitätssicherung („C1-Daten“) wurden Vergleichswerte aus den Veröffentlichungen des IQTiG (Instituts für Qualitätsmessung und im Gesundheitswesen) zu den einzelnen Leistungsbereichen herangezogen.
Wie wird Hygiene gemessen?
Auswertung der „Aktion Saubere Hände“-Ergebnisse
MINQ wertet die veröffentlichten Ergebnisse der „Aktion Saubere Hände“ aus: „Händedesinfektion ist ein Qualitätsindikator – eine Verbesserung der hygienischen Händedesinfektion wird nicht nur von Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen wahrgenommen, sondern ist auch ein wichtiger Qualitätsindikator.“ (Zitat Aktion Saubere Hände)
Als nationale Kampagne versucht die Vereinigung, die Compliance der Händedesinfektion in deutschen Gesundheitseinrichtungen zu verbessern: „Die Compliance des Personals bei der Händedesinfektion hat einen direkten Einfluss auf die Übertragung von pathogenen Erregern und die Entstehung nosokomialer Infektionen. Händedesinfektion ist keine Option oder eine Sache der Gelegenheit.“
„Aktion Saubere Hände“ wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance nosokomialer Infektionen (NRZ), dem Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) sowie der Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen (GQMG) ins Leben gerufen (siehe auch http://www.aktion-sauberehaende.de).
Kriterien der Bewertung
Reputation
Reputation beinhaltet
- Telefoninterviews mit Fachexperten, die Empfehlungen abgeben
- Befragung von in Kliniken einweisender niedergelassener Fach- und Hausärzte
- Klinikempfehlungen leitender Chefärzte aus Kliniken in anderen Regionen
- bisherige Empfehlungen
Medizin
Medizin beinhaltet
- Anteil Fachärzte an allen Ärzten
- Ärztliche Qualifikationen / Versorgungsschwerpunkte
- Apparateausstattungen
- Fachfragen zu Medizin-Spezialisierungen, Prozessen und Besonderheiten
- Fachfragen zu Organisationsstruktur
- ausgewählte Fallzahlen bestimmter Behandlungen, Eingriffe oder Verfahren für die entsprechende Liste
- besondere Zertifizierungen, Sonderqualifikationen
- besondere Ambulanzen und interdisziplinäre Einrichtungen
Pflege
Pflege umfasst
- Anteil Fachpflegepersonal am Pflegepersonal insgesamt
- Einsatz von speziellem therapeutischen Personal
- Medizinisch-pflegerisches Angebot
- Fachfragen zu Pflegestandards, -abläufen und besonderen Pflegeleistungen
Hygiene
Maßnahmen zur Hygiene
Dieser Bereich ermittelt, welche Maßnahmen ein Krankenhaus hinsichtlich der Hygiene ergreift.
Befragt wurden die Qualitätsverantwortlichen der Krankenhäuser beispielsweise dazu, in welchen Fällen ein MRSA-Screening stattfindet, ob regelmäßige Schulungen zur Händedesinfektion durchgeführt werden oder das Haus an bestimmten Hygieneprogrammen (z.B. KISS) des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen teilnimmt. Zusätzlich wertete MINQ Teilnahme und Auszeichnung von Krankenhäusern im Rahmen der nationalen Kampagne „Aktion saubere Hände“ vom Aktionsbündnis Patientensicherheit aus. Die gesamte Auswertung in diesem Bereich bezieht sich ausschließlich auf die Hygienemaßnahmen und bewertet nicht den Hygienezustand eines Hauses.
Unterschiedliche Gewichtung
Gruppierung
Die Kliniken eines Fachbereichs werden anhand ihres erreichten Scores den Kategorien „Spitzengruppe“ oder „empfohlene Klinik“ zugeordnet.
Die Abgrenzung zwischen „Spitzengruppe“ und „empfohlener Klinik“ erfolgt auf Grund der Analyse signifikanter Sprünge im Score.